It’s a Bat-Boy!

 In Letters to Joe

Hallo Joe,

long time no see! Dennoch habe ich dich natürlich nicht vergessen – Dan und ich reden oft über unsere, naja, meine Reise auf deinem Boot.

Wie du ja weißt, haben wir beide tatsächlich geheiratet.
Dabei habe ich meiner größten Angst in die Augen gesehen, der Bindungsangst.
Kann das alles gutgehen? Kann ich glücklich werden – und es dauerhaft bleiben?
Nach langen Gesprächen mit Dan, in denen ich so offen war wie nie zuvor in meinem Leben, wurde mir klar, dass ich einfach Angst davor hatte, mich schwach zu zeigen und verletzt zu werden.

Ohne meinen Ausflug mit dir zu Foggy, dem Wal, hätte ich mir das niemals eingestanden – auch wenn der Verlust meines Telefons meinen Lernprozess sicher beschleunigt hat. Ich habe mich selten so von der ganzen Welt abgeschnitten gefühlt wie damals da draußen auf dem Meer, auf dem kleinen Boot, inmitten der anderen Waltouristen.

Heute handhabe ich die Sache mit meinem Telefon ein bisschen anders, klüger, könnte man sagen. Ja, klar poste ich noch ab und zu mein Essen oder einen besonders schönen Sonnenuntergang auf Facebook oder Instagram. Aber ich bespreche wichtige Dinge mit meinem Mann anstatt sie über Whatsapp mit Freundinnen zu diskutieren.
Ja, Joe, ich werde erwachsen!

Und nun, seit einer Woche bin ich stolze Mama von Ryan, unserem Bat-Boy!

Ja, du liest richtig, wir sind immer noch Goths! Ich liebe meine schwarzen Klamotten und Dan läuft auch als frischgebackener Familienvater noch in seiner gruftigen Lederhose und den Doc Martens herum, hat seltsame Freunde und fährt auf seinem antiken schwarzen Motorrad herum. Ich habe jetzt ein kleines Auto, und rate mal! Richtig, in schwarz!

So ganz normal wollen wir dann doch nicht sein.
Auch unser Haus, das du hoffentlich bald sehen wirst, wenn du uns endlich besuchen kommst, erinnert eher an die Villa der Adams Family als an das durchschnittliche Reihenhaus einer jungen Familie – aber wen kratzt es? Nicht einmal unsere spießigen Nachbarn nehmen Anstoß daran, sondern laden uns, so wie es sich gehört, auch schon mal zum Grillen ein, seit sie draufgekommen sind, dass wir und unsere Freunde ordentlich anpacken können, wenn sie mal Hilfe brauchen.
Wir haben festgestellt, dass das Leben in einer Wohnsiedlung ganz okay ist, wenn man coole Nachbarn hat.

Wie geht es dir? Steht die Pension endlich an oder verschiebst du den Ruhestand wieder einmal nach hinten?

Ich freue mich aufrichtig auf ein Wiedersehen – bei dir in Tiverton, dass Ryan ebenfalls die Wale kennenlernen kann, oder bei uns in New Jersey.

Herzlich, deine

Bess

 

 

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